Zum wiederholten Male missachtet eine deutsche Behörde das Web-Credo „cool URLs don’t change“. Nach einem Relaunch funktionieren die Links auf Seiten des Statistischen Bundesamts nicht mehr. Das Ergebnis: eine Blamage für den öffentlichen Dienst.

Vor einem Jahr entschieden sich die Statistischen Ämter des Bundes und der Bundesländer, ihre gemeinsam betriebene Website Statistikportal.de moderner zu gestalten. Eine bessere Aufbereitung von Daten und ein neues Layout sollten her – das zeigt das Lastenheft des Relaunchs, das wir auf Basis einer erfolgreichen Anfrage nach dem Informationsfreiheitsgesetz veröffentlichen.

Auf insgesamt über 100 Seiten beschreiben die Ämter detailliert, wie die neue Webseite auszusehen und zu funktionieren hat. So zeigt beispielsweise ein Diagramm den Zustandsverlauf einer statistischen Veröffentlichung. Eine Sache ließen die Beamten allerdings außer Acht: dass die bisherigen Daten der Website auch auf die neue Website umgezogen werden müssen.

“Die automatische Migration [..] ist nicht erforderlich.”

Die Migration, also das Umstellen der alten Inhalte auf die neue Webseite, sollte nach dem Willen der Ämter an ein anderes Projekt ausgegliedert werden. Das Ergebnis dieser Entscheidung spricht für sich: Durch die fehlende Migration funktionieren Links auf die Webseiten des Statistikportals nicht mehr – tote Links so weit das Auge reicht.

Eine Suche in Google Books offenbart beispielsweise über 600 Links in zahlreichen wissenschaftlichen Arbeiten auf das Statistikportal, die nicht mehr funktionieren. Auch auf Wikipedia wurde die Webseite als Quelle genutzt. Alle Links auf das Gemeindeverzeichnis, welches amtliche Informationen über jede deutsche Gemeinde bereitstellt, führen ins Leere.

Ein Statistikportal, sollte man meinen, würde sich als eine verlässliche Quelle gut eignen. Gerade in Zeiten von fehlendem Vertrauen in Nachrichten sollten sie ein Hort der Wahrheit darstellen. Nur darf dafür eine Verlinkung nicht bei der nächstbesten Webseiten-Überarbeitung brechen. Nicht nur die Statistikämter, auch andere Teile der Verwaltung haben ihre Probleme mit der Bewahrung von Wissen im Internet. Der Web-Entwickler Tim Berners-Lee predigte schon 1998: cool URLs don’t change. Diese Weisheit sollte so langsam auch in der Verwaltung ankommen.

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Der Beitrag erschien zuerst im Blog von FragDenStaat.